Der Nottingham Report 1999/2000

von Andreas Nicolai
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Inhalt

  1. Der erste Eindruck
  2. Wohnen und Studenten-Häuser
  3. National Health Service
  4. Banken und was das alles so kostet
  5. Die Universität und das Studium selbst
  6. Nottingham und die Gegend ringsum
  7. Pubs, Nightclubs und Dress-code
  8. Fachvokabular
  9. Fotogalerie

Der erste Eindruck

England empfing mich mit Regen - ansonsten war der erste Abend eigentlich eher überraschend komfortabel. Ich bin einen Tag 'zu zeitig' angekommen (nämlich am Montag schon) und hatte erst überhaupt keinen Plan, wo ich die erste Nacht verbringen könnte. Glücklicherweise hatte die Universität für Leute wie mich (die planlos ins Blaue fahren) Unterkünfte bereitgehalten, in zwar in der Albert Hall, einer Hall of Residence auf dem Campus der Uni. Und für nur 8 Pfund durfte ich die Vorzüge eines englischen Studentenwohnheims inklusive des original englischen Frühstücks am nächsten Morgen genießen. Die restlichen Tage der Einführungswoche (Dienstag bis Sonnabend) konnte man kostenlos in der Albert Hall bleiben. Alles in allem nahm einem diese Organisation schon mal einigen Streß aus der Hektik der ersten Woche.

Dienstag und Mittwoch waren die eigentlichen Anreisetage und abgesehen vom 'Kennenlernball' am Mittwoch Abend waren nur Unmengen von Informationsveranstaltungen zu besuchen. Glücklicherweise sprachen an der Uni fast alle ein sehr klares und deutliches Englisch, so daß die Verständigung kein größere Problem bereitete (ich kann zwar nur für mich sprechen, aber soweit ich das mitbekommen habe, ging es den anderen Deutschen ebenso...). Da an diesen beiden Tagen noch einigermaßen viel freie Zeit war, blieben genug Möglichkeiten, außeruniversitäre Dinge zu organisieren (in den entsprechenden Kapiteln erläutert).

Donnerstag bis Sonnabend war Wohnungssuche angesagt und nachdem man den ganzen Tag wie wild durch die Gegend rannte, blieb einem am Abend nur noch übrig, wie tot ins Bett zu fallen.

Die ganze erste Woche im Semester war schlicht und einfach hektisch - es gab so viel Dinge zu tun und sehen, daß man gar nicht alles schaffen konnte.

Portland Building Im Portland Building fand in den ersten Tagen das "Freshers Fair" statt, eine riesige Werbe- und Informationsveranstaltung aller möglicher Firmen und 'Societies'. Hier fanden auch die ganzen Einschreibungen für Clubs, Sportvereine und sonstige Gesellschaften statt.
WICHTIG: Gelegentlich sind Paßbilder erforderlich (für die ganzen offiziellen Uniausweise sowieso) und das Konzept 'Paßfotos im Fotoladen' wurde in England noch nicht erfunden. Hier gibt es nur grauenhaft schlechte und teure Automaten - wer sich also auf dem Ausweis wiedererkennen will: Fotos mitbringen.
Portland Building

Während der ersten Woche fanden auch die ersten Informationsveranstaltungen in der School of Civil Engineering (Coates Building) statt. Innerhalb von 2 Tagen konnte man seine Kurse auswählen und die ganzen netten Formalitäten der Fakultät ausfüllen. Tja, und bereits schon in der nächsten Woche begannen die ersten Vorlesungen - und die ersten Parties der Erasmus-Studenten.


Wohnen und Studenten-Häuser

Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten als Student in Nottingham eine Bleibe zu finden. Für ERASMUS/SOKRATES Studenten wird die Wahl gleich schon wieder eingeschränkt, denn die Halls of Residence, wie die Studentenwohnheime auf dem Campus hier genannt werden, sind für die Studenten des ersten Jahres reserviert. Übrig bleibt die von der Universität verwaltete 'self-catering accommodation' (Wohnheime off-campus) und die eigentlichen Studentenhäuser. Da nur relativ wenige Plätze in den Selbstversorgungs-Wohnheimen der Uni verfügbar sind bleibt zumeist nur die Suche nach einem vernünftigem Haus.

Betritt das Haus Nr.6 im Boundary Crescent In der Einführungswoche wird man von den betreuenden Studenten tatkräftig bei der Häusersuche unterstützt. Dennoch stellt sich die Suche nach einer vernünftigen Unterkunft als echte Herausforderung heraus. Es ist ja nicht nur stressig, weil man sich ziemlich schnell entscheiden muß, in welchem 'destrict' man wohnen will (Beeston, Dunkirk und Lenton stehen so zur Auswahl). Auch muß man sich erstmal mit dem Gedanken anfreunden, sehr viel Geld für unerwartet geringen Lebendskomfort zu bezahlen. So sind die Häuser in Dunkirk ziemlich renovierungsbedürftig - auf der anderen Seite zahlt man im besser situierten Beeston locker 50% mehr.
Trotzdem fand ich meine Bleibe echt super. Hier könnt Ihr mal einen Blick hinein werfen: Haus Nr.6 im Boundary Crescent
Our House
Generell sind die Chancen, mit Engländern zusammen zu wohnen recht gering. Zum einen haben die meisten englischen Studenten im 2. oder 3. Jahr schon seit Anfang des Sommers ihr Haus gemietet und alle 'freshers' ziehen sowieso in die Halls. Außerdem ist die Wohnungs-Organisation an der Uni Nottingham so ausgelegt, daß Gruppen von 4 bis 6 International Students sich zusammen ein Haus suchen. Bei der Welcome-Week-Info-Party in der ersten Woche kann man dann einen ganzen Abend lang versuchen, ein paar nette Leute zu finden, mit dehnen man zusammen wohnen möchte. Ist gar nicht mal so einfach, denn wenn man aus sprachlichen Gründen nicht mit Deutschen zusammen wohnen will (um die eigene Sprachfaulheit zu bezwingen), muß man schon ganz schön rumsuchen. Jedenfalls beginnt der Wohnungssuchspaß am nächsten Tag und dauert so ziemlich 3 stressige Tage an - mit dem Resultat, daß man mehr oder weniger zufrieden mit seiner neuen Bleibe ist.

Die Studenten des internationalen Kommitees helfen, indem sie Mietverträge prüfen, Termine mit den 'Landlords' (Vermietern) aushandeln, allgemeine Einschätzungen von Häusern geben und einen mit Minibussen zu den einzelnen Wohngebieten fahren. Wie schon erwähnt gibt es rings um den Uni-Campus, der etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt, 3 größere Wohngebiete.

Lenton liegt zwischen Campus und Stadtzentrum, die Häuser sind zumeist ganz in Ordnung und von den Preisen her (35-40 Pfund pro Woche) geht es auch. Allerdings ist Lenton auch vom kriminellen Standpunkt aus gesehen begehrenswert und so kommt man um einen Zusatzhausratsversicherung (sofern man sowas nicht schon hat) nicht drumrum. Und falls man dann irgendwann mal ein Fahrrad haben sollte, kann man das eigentlich nie draußen längere Zeit abstellen...

Dunkirk ist ein kleiner Stadtbezirk, der aber am Dichtesten am Campus und insbesondere an der School of Civil Engineering liegt. Die Qualität der Wohnungen ist im Durchschnitt am Schlechtesten und man kommt um kleine Renovierungsarbeiten nicht drumrum. Allerdings kann man bei manchen Landlords dafür absolut preiswert wohnen. Das billigste war in diesem Jahr 100 Pfund pro Monat. Andere Häuser in Dunkirk wurden jedoch mit 37 Pfund pro Woche vermietet, obwohl sie die gleiche (schlechte) Qualität hatten (VORSICHT, manche Landlords nutzen die Unwissenheit der Studenten bewußt aus - an dieser Stelle Dank an meine spanischen Mitbewohnerinnen, die sich mit dem absolut verdreckten Herd nicht einverstanden erklärten - dadurch erst sind wir auf die Idee gekommen, doch eher in Beeston nach einem Haus zu suchen).

Schließlich gibt es noch Beeston. Dieser Bezirk ist mit Abstand am Weitesten vom Stadt- zentrum weg. Dafür gibts dort die höchste Wohnqualität - allerdings auch die höchsten Mietpreise. Abgesehen von der besseren Ein- richtung kann man meist auch noch eine ruhige Lage und Sicherheit erwarten (wenn man mal über Nacht was draußen liegen läßt ist es am nächsten Tag noch da!). Wer in Beeston wohnt, braucht jedoch ein Fahrrad - zu Fuß dauert allein der Weg zur School of Civil Engineering 35 Minuten. Wie das hier mit Fahrrad kaufen und Busfahren preislich aussieht, steht im Kapitel [Banken und was das alles so kostet]. The 
Boundary Crescent
The Boundary Crescent
Die Mietpreise in Beeston beginnen irgendwo bei 38 Pfund pro Woche und 'bereits für 40 Pfund' bekommt man ein ziemlich gutes Haus mit relativ großen Zimmern, Wohnzimmer, 2 Badezimmern, großer Küche, Fahrradschuppen, Garten ... (damit man mal einen Eindruck bekommt). Wir haben im Boundary Crescent so ziemlich das Meiste bezahlt, was es an Mietpreisen zu finden gab (42 Pfund pro Woche), jedoch lag das zum Teil daran, daß wir das Haus erst am 3. Tag fanden und alle besseren Angebote bereits vergeben waren - wie immer heißt es hier, 'time is of essence...'

Wichtig für die Auswahl der Häuser ist auch die Berücksichtigung der Nebenkosten und Mietdauer. Manche Landlords vermieten die Häuser nur für 12 Monate (man bleibt jedoch nur 9 Monate in Nottingham) und in manchen Häusern sind die Wasserkosten nicht mit im Mietpreis enthalten. In jedem Fall lohnt es sich auch mal nach den Leistungen des Landlords zu fragen. Später stellt sich dann nämlich meistens heraus, daß Leistungen die man vom Landlord erwartet (und wenn es nur der Austausch einer defekten Neonröhre geht) oftmals erst nach mehrfacher Anfrage und dann auch erst nach sehr langer Zeit ausgeführt werden. Zum Thema Vertrag aushandeln kann ich nur noch jedem empfehlen, wenigsten einen in der Gruppe zu haben, der ein vernünftiges Englisch sprich. Wenn es darum geht, einen Mietvertrag (7 Seiten gedruckt) durchzulesen und zu verstehen, dann ist das irgendwie unabdingbar.

Fazit - bei der Wahl des Hauses spielt eine Menge Glück mit rein. Und auch wenn wir über den grausam hohen Mietpreis erst ziemlich zerknirscht waren, stellten sich später die Vorteile der ruhigen Lage heraus (manche Häuser liegen direkt an einer Hauptverkehrsstraße und im allgemeinen haben die Engländer noch nichts von Schalldämmung gehört). Außerdem sind es bis zum Wollaton Park nur ein paar Minuten, genauso wie zum Sainsbury (dem nächstbesten Supermarkt). Aber ohne Fahrrad ist man in Beeston halt ziemlich am Ende der Welt...


National Health Service

Die Anmeldung zum NHS erfolgt schon in der ersten Woche. Man braucht sich eigentlich um nichts weiter zu kümmern, als den Termin auf der ausgehändigten Timetable warzunehmen. Die Anmeldungstermine sind nach Studiengängen geordnet, wird aber nicht so streng gesehen. Wenn's zeitlich nicht klappt (wie bei mir), einfach zu einer günstigen Zeit hingehen und sich zusammen mit anderen anmelden.
Wichtig: Es müssen Angaben über bisherige Impfungen und Kindheitskrankheiten etc. gemacht werden - also am besten seinen Impfausweis dabei haben und ein bissel über sich und seine Gesundheit wissen.
Bei der Gelegenheit kann man sich auch gleich beim Zahnarzt mit anmelden - für den Fall der Fälle, daß man doch mal schnell hin muß spart man sich den Streß mit dem E111 Formular. Wenn man beim NHS erstmal angemeldet ist braucht man für Behandlungen generell nichts bezahlen und braucht auch keine Formulare der Deutschen Krankenkasse ausfüllen. Kosten für Medikamente müssen jedoch erstmal bezahlt werden, können aber problemlos hinterher (via Formular einschicken) wieder zurückgefordert werden (hab's getestet, dauert 2 Wochen dann ist der Scheck da). Sollte mal was Ernsteres passieren, dann am Besten nicht Samstag Nacht. Joachim, einer meiner Mitstreiter aus Dresden 'durfte' die ganze Nacht in der Unfallstation zubringen, bis er verarzted wurde. Ansonsten ist die Lage der Uni aber sehr günstig - gleich nebenan ist schon das QMC (Queens Medical Centre).


Banken und was das alles so kostet

Wie auch in Deutschland kann man sich hier genügend Banken aussuchen - allerdings wird man durch die zwei Banken, die direkt auf dem Campus sind ein wenig beeinflußt. Jedenfalls hat man die großartige Wahl zwischen HSBC und NatWest. Beide bieten kostenlose Girokonten inclusive VISA Karte (wenn man sich clever anstellt) und allen sonstigen Vergünstigungen an. Ich hab mich im Endeffekt für NatWest entschieden, weil die Filiale Nachmittags ne halbe Stunde länger auf hat und mir das Logo besser gefällt. Aber kann ja jeder selbst entscheiden :-)

Jedenfalls ist es ziemlich wichtig, daß man sich ASAP (as soon as possible) bei einer Bank anmelded - am Besten gleich früh am Dienstag der Anreisewoche, während die anderen Studenten noch mit Ankommen beschäftigt sind. Es gibt jedenfalls eine ganze Reihe von Gründen, warum man sich da etwas beeilen sollte. Erstens braucht man nur 5 Minuten statt 3 einhalb Stunden anstehen (am Mittwoch rannten nämlich alle zur Bank). Zweitens dauert es nicht so lange, bis der Account aktiviert wird und man die Cashcard endlich in der Hand hält (bei mir hat's 10 Tage gedauert, bei Leuten, die sich Mittwoch angemeldet haben 3 Wochen). Drittens bekommt man noch ein paar kleine Werbegeschenke... (aber von sowas läßt sich ja niemand beeinflussen, oder :-) )...

Für die ersten Tage braucht man jedenfalls eine zuverlässige Geldquelle - Traveler Checks sind ok, müssen aber eh bei ner Bank eingetauscht werden und die Gebühr ist meist so hoch, daß man auch gleich mit seiner EC Karte hier abheben kann (Gebühr so um die 7.50 DM pro Transaktion). Falls man dann erstmal sein Konto hat, gibts eigentlich kein größeres Problem - einfach ein paar Tausender mit einem Schlag rüberschaufeln und man hat das lästige Gebührenproblem nicht mehr.

Was kostet was?

Im Allgemeinen kann man mal feststellen - England ist teuer! Tja, aber was heißt das nun im Detail. Nehmen wir mal die wichtigsten Ausgaben zu Beginn des Studiums. Ich geh mal davon aus, daß der ganze Unikram mitgebracht wird (da man hier in England eh keine karierten Blöcke zu kaufen bekommt). Also entstehen für die Uniarbeit selbst keine großen Kosten. Aber was das Leben hier so betrifft schon eher:

Ein Fahrrad zu Beginn des Semesters gekauft (und auch benötigt) kostet so zwischen 20-40 Pfund, je nach Qualität (und selbst für 40 Pfund bekommt man gerade mal was 'Zumutbares'). Kann man den Fahrradhändlern ja auch nicht verdenken, denn über den Sommer ist das ihre Haupteinnahmequelle (fast alle Studenten verkaufen ihre Fahrräder jetzt für 5-10 Pfund, macht also 10-30 Pfund Gewinnspanne :-))...

Hausrat gibt's in Nottingham (Stadtzentrum) und in Beeston in Pfennig-Pfeifer-ähnlichen Läden, allerdings mit dreimal so hohen Preisen. Alles in allem kann man schonmal davon ausgehen, daß so knapp 100 Pfund in den ersten paar Wochen für die notwendigsten Haushaltsgegenstände draufgehen.

Supermärkte gibts einige in der Gegend, besonders in Beeston und Lenton gibt's einige größere Ketten. Im 'Einzugsgebiet' des normalen Studenten, der nur mit dem Fahrrad bewaffnet shoppen fährt, gibt es Lidl, Aldi, Asda, Sainsbury's und Kwiksafe (wenn ich einen vergessen haben sollte - Pech gehabt :-)
Sainsbury's ist so ziemlich der größte Supermarkt in Beeston und wird von fast allen Studenten in Beeston 'genutzt'. Allerdings ist er bei fast allen Produkten, die nicht zur Eigenmarke('Economy') gehören ziemlich teuer.

Hier mal ein paar Highlights aus der Produktpalette mit den dazugehörigen Preisen (zumindest waren das die Preise Ende 1999):

ProduktPreis
Toastbrot 800g15p
H-Milch21p
O-Saft39p
Joghurt (Müller light)3 für 99p
Spaghetti 500g15p
Pasta 500g25p
Reis 1kg65p
6 Eier38p (Bodenhaltung 99p)
Sonnenblumenöl11.5p / 100 ml
Sonnenblumen Margarine 500g59p
Butter 500g95p
Käse (Cheddar)£ 2.99 / kg
Camemberd£ 5.38 / kg
Marmelade62p (13.7p / 100g)
10 Himbeer/Erdbeer Dougnats99p
Kaffee£ 1.63 / 100g
Tiefkühlpizzamind. £ 2.49
20 Fischstäbchen59p
Steak£ 11.79 / kg
Schweinefleisch£ 4.39 / kg
Schinken£ 6.76 / kg
normaler 'billig-Wein'£ 2.99
etwas bessere Weinemind. £ 3.99 bis 5.49
Martini£ 4.69
Cider£ 1.33 / ltr
Coca Cola£ 1.29 / 2 ltr

Gas und Strompreise halten sich eigentlich in Grenzen. Die meisten Häuser werden mit Gasheizern 'erwärmt' - jedenfalls ist das im Winter, wie Gas in die freie Natur ablassen. Bis vor kurzem gehörte Wärmedämmung wahrscheinlich noch zu den Tabuthemen in England, jedenfalls sind Doppelglasfenster oder Wärmedämmung vor dem Ziegelmauerwerk so selten wie Schwarzbrot beim englischen Bäcker. Abgesehen davon gibt es glaub ich kein Haus, welches dichte Fenster und Türen hat. Und somit ist es eigentlich nur verwunderlich, daß man in England nicht an den Gaskosten bankrott geht (das stimmt aber nur solange, bis mal wieder ein strenger Winter über England herein bricht... also viel Glück :-)

Bus fahren kostet in Nottingham fast ein Vermögen - daher ist ein Fahrrad fast schon Pflicht. Eine Strecke in die Stadt rein (Beeston to City Centre) kostet 80p und es gibt keine Zeitfahrten. Außerdem kann man hier in den meisten Bussen nur passend zahlen - Wechselgeld gibt's keines. Eine andere Besonderheit gegenüber deutschen Bussen ist, daß man, wenn man den Bus verläßt und zwangsweise am Busfahrer vorbei muß, sich entsprechend bedankt. Tja, was Höflichkeit betrifft sind die Engländer sehr eifrig.


Die Universität und das Studium selbst

Trent-Building Die Universität liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Mit dem Bus fährt man schon alleine 20 Minuten, bis man an der zum Stadtzentrum zeigenden Ecke des Uni-Campus angekommen ist (hier mal ein kleiner Übersichtsplan). Der Campus selbst ist ziemlich weitläufig und erinnert eigentlich eher an einen Park mit ein paar Gebäuden mitten drin. Das Trent Building ist das Hauptgebäude der Uni und beinhaltet im Wesentlichen das Sprachzentrum (mit einem recht vernünftigen Sprachlabor).
Trent-Building

Eine Hauptstraße führt quer über den ganzen recht hügeligen Campus (und war im ersten Semester mein täglicher Weg zur Uni, bis ich dann im zweiten Semester dazu übergegangen bin den berglosen, dafür aber längeren Weg über den University Boulevard zu nehmen). Straße zum 
Trentbuilding
Straße zum Trent-Building

Das Coates Building, das Hauptgebäude der School of Civil Engineering befindet sich so ziemlich ganz im Südosten des Uni-Campus (Nr. 31 auf dem Plan). Alles in allem ist mir unser Beyerbau aber wesentlich lieber, denn von Uniflair ist im Coates Building nicht mehr viel zu spüren. Allenfalls den Windzug spürt man hier, da kaum ein Fenster zu schließen geht und in jedem Raum ein stehter Windzug mit Deiner Gesundheit ringt. Abgesehen davon halten die Engländer es auch nicht für nötig, über Nacht die Fenster wenigstens so weit es geht zu schließen - auch wenn am nächsten Morgen alle Leute in Jacken rumsitzen (besonders an manchen, nicht ganz so milden Wintertagen ist das ein Vergnügen).

Coates-Building - Vorderfront Jedenfalls ist ein Teil des Coates Buldings und das angrenzenden Pope Buildings das Reich der Bauingieure. Der Civil Engineering Computer Pool ist soweit ganz in Ordnung, allerdings ist das Uni-Rechnernetz zeitweise extrem überlastet. Im CAD-Pool des Pope Buildings steht (fast) neueste Technik rum, so daß man sich eigentlich - was Computernutzung betrifft - nicht beklagen kann.
Coates-Building - Vorderfront

Nachdem es am Anfang des Semesters noch einige Probleme mit dem Zugangs- kartensystem gab, konnte man nach Weinachten dann mittels Pseudo-Mondex-Karten (Mondex-Karten sind hier das Equivalent zu unseren U-Keys mit einigen extra-Funktionen) 24 Stunden am Tag vor dem Computer hängen.

Was die restliche Technik betrifft, ist man hier so ziemlich auf dem gleichen Stand, wie bei uns in Deutschland (obwohl man bei manchen Dingen eindeutig sieht, daß die Uni doch einiges an Geld zur Verfügung hat).

Coates-Building - Rückseite
Coates-Building - Rückseite

Kurswahl

Wie schon oben geschrieben konnte/durfte/mußte man sich in der ersten Woche des Semesters für ein paar 'Modules' (Kurse) entscheiden. Wenn man in Dresden das 6. Semester schon abgeschlossen hat wird man wahrscheinlich so wie ich erstmal ratlos in die Runde schauen, da einem die angebotenen 'Final Year'-Kurse alle irgendwie schon bekannt vorkommen. Die folgenden Kurse standen uns zur Auswahl:

Autumn SemesterSpring Semester
Concrete StructuresBridge Engineering
Construction Planning & ControlSteel Structures
Exchange Student ProjectEarthworks Engineering
Foundation EngineeringExchange Student Project (double)
IT in EngineeringPhotogrammetry
GeodesyHighway Design
Concrete TechnologySoil Mechanics
Traffic EngineeringUnsteady Fluid Mechanics
Open Channel HydraulicsConstruction Management Systems
Pavement EngineeringODEs for Engineers
Highway EngineeringMaths with Computer Applications
Industrial SurvyingComplex Variables
Special MaterialsLevel 5/6 Languages
Civil Engineering Studies 2 
Level 5/6 Languages 

Die grauen Fächer zählen zusammen als ein Fach. Ebenso bestehen die 'Civil Engineering Studies' aus mehreren kleineren Fächern, die zusammengenommen als ein 'Module' gerechnet wurden. Die orangen Modules hab ich gewählt und deshalb werd' ich mal eine kurze Zusammenfassung der Lehrinhalte dieser Fächer geben. Kleine Anmerkung vorneweg - wer erwartet, gleiche oder ähnliche Lehrinhalte wie in der Heimat-Uni vorzufinden, wird enttäuscht sein. Das Niveau der deutschen Bauingenieursausbildung liegt weit über dem, was man in England lernt. Liegt aber zum Teil an dem anderen Ausbildungskonzept in England.
Jetzt aber mal die Übersicht über die einzelnen 'Modules', die ich gewählt habe:

Concrete Structures (Betonbau):
In diesem Fach wurden die Grundprinzipien des Stahlbeton- und Spannbetonbaus erläutert. Wie man schon an der geringen Gesamtanzahl der Stunden sieht, konnte nur ein Bruchteil des Lehrstoffes 'unserer' Stahlbeton- und Spannbetonkurse (die sich ja immerhin über etliche Semester erstrecken) gelehrt werden. Alles in allem konnte man in dem Fach mit dem Vorwissen über Stahlbetonbau aus dem 5. und 6. Semester einen guten Überblick über Stahlbeton und die Grundprinzipien des Spannbetonbaus erhalten. In jedem Teilgebiet mußte ein größerer Beleg gemacht werden: im Stahlbeton eine Berechnung/Bemessung eines Trägers und einer Stütze, im Spannbeton eine Bemessung eines Autobahnbrücken-Vorspannträgers (M-class beam). Gleich mal ein Hinweis dazu - die Zeichnungen NICHT wie bei uns zu Hause in Dresden anfertigen! Die Art, wie in Dresden die Zeichnungen gefordert werden (ausgelagerte Bewehrung, übersichtlich etc.) wird hier als falsch gewertet.
Generell braucht man in England keine allzuhohe theoretische Rate bei den Vorlesungen erwarten - bei Stahlbeton beschränkte sich die Theorie auf kurze Erklärung des internen und externen Gleichgewichtes bei einfach und doppelt bewehrtem Querschnitt, sowie einer Einführung in das Verformungsverhalten eines Rahmens. Die Berechnungs von statisch überbestimmten Systemen wird hier nach einem Kraft-Ausgleichs-Verfahren gemacht - liefert näherungsweise die richtigen Ergebnisse, ist aber für einen Tabellen/Kraftgrößenverfahren-gewohnten Deutschen etwas undurchsichtig (dennoch ziemlich simpel). Im Stahlbetonbau wurde dafür die Theorie so einleuchtend erklärt, daß man eigentlich schon nach 3 Stunden seinen ersten Spannbetonträger 'designen' konnte.
Was das Bemessen angeht, kommt einem der verblüffend simple British Standard zu Hilfe. So manch Berechnungs-Formel, die im Schneider inklusive aller Tabellen und verweisenden Formeln Seiten füllt, wird im British Standard durch eine Formel mit einem aus Erfahrung (empirisch) gewonnenem Beiweit repräsentiert. Das wird besonders bei der Bemessung von Stahlbetonstützen angenehm - 2. Ordnung Zusatzausmitten gibt's in England nicht (zumindest erfährt der Ingenieur davon nichts, ist in einem Diagramm eingearbeitet). Der detailierte Vergleich einzelner Verfahren und der Anforderungen der Uni in Nottingham ist in dem Studienvergleich enthalten.

Construction Planning & Control (Baubetriebswesen):
Im Prinzip wird hier das Gleiche wie bei uns im Baubetriebswesen geboten. Glücklicherweise muß man hier keine Baggerzusammensetzung auswendig lernen - dafür muß man 5 verschiedene Planungsverfahren können (unter anderem Balken-Diagrammen, 'Lina-of-Balance method' (für sich wiederholende Arbeitsgänge, z.B. Straßenbau oder mehrstöckige Gebäude) und Wahrscheinlichkeits-Analyse ("Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ich nur 10 Tage überziehe...") ).

Trent-Building im Sommer Im Wesentlichen kann man das Fach als gute Übersicht und Ergänzung zur Baubetriebslehre auffassen - dennoch sind alle Verfahren eigentlich so einleuchtend, daß man sie auch problemlos in einem Buch nachlesen kann (mit etwas gesundem Menschenverstand ist Baubetriebswesen sowieso selbsterklärend). Teilweise geht der Lehrstoff über Baubetriebslehre 1. Semester heraus, allerdings ist das insgesamt gebotene Wissen nur ein Teil des eigentlichen Baubetriebsstoffes (Kalkulation, Ausschreibung oder Rechnungsstellung wird gar nicht erwähnt).
Trent-Building im Sommer
Im Frühlingssemester wird noch ein zweiter Baubetriebskurs angeboten Construction Management Systems. Daran hab ich aber nicht teilgenommen (muß mal Achim fragen, vielleicht schreibt er eine Kurzzusammenfassung).

Foundation Engineering (Grundbau):
Eigentlich müßte man das Fach eher mit Bodenmechanik vergleichen, da erstaunlich viele Teilgebiete behandelt werden, die man im 6. Semester durch Bodenmechanik schon hinter sich gebracht hat. Erstaunlicherweise verwenden die Engländer die gleichen Methoden, naja, fast die gleichen. Es ist wie immer alles etwas einfacher (oder die Deutschen machen es wieder zu kompliziert?). Wie dem auch sei, ein paar Beispiele können ja nicht schaden. Wo es laut DIN für den aktiven und passiven Erddruck jeweils eine Reihe von Erddruckbeiwerten gibt, begnügen sich die Engländer mit nur zweien - einem für den aktiven Erddruck (Ka) und einem für den Passiven (Kp). Erspart einem 'ne Menge Formeln tippen oder Tabellen ablesen, was aber sowieso entfällt, da die Engländer, was derartige Beiwerte betrifft, ohne Formeln und nur mit Diagrammen arbeiten. Außerdem machen es sich die Engländer mitunter ziemlich leicht - so wird z.B. bei der Stützwandberechnung der Fall 'verankerte eingespannte Stützwand' nur mal kurz erwähnt, aber als 'zu schwierig' (weil statisch überbestimmtes System) dann doch weggelassen.
Ansonsten wird auch nur eine Auswahl von Stützkonstruktionen oder Versagensmechanismen behandelt - Teil des Lehrplanes sind ja auch die theoretischen Grundlagen, die bei uns konzentriert im ersten Semester Bodenmechanik gelehrt werden. Das Fach jedenfalls ist eigentlich recht gut, da man einen guten Überblick über Theorie und Anwendung im Grundbau bekommt, mehr allerding auch nicht (wer kann schon erwarten innerhalb eines halben Semesters den gleichen Stoff wie bei uns in 3 Semestern und noch dazu mit mehr Stunden zu lernen).
Eines ist auch im Grundbau (wie eigentlich immer) festzustellen - ab einem bestimmten Punkt wird es zu 'schwierig' und führt zu weit. Zumeist verweisen die 'Lecturers' (wie die Vorlesenden hier genannt werden) nur noch auf Spezialliteratur. So konnte man mir ein paar Fragen zum 1. Grundbaubeleg (den ich hier in England gemacht hatte) nicht so recht beantworten z.B. ein Belastungsfall wie 'Streifenlast auf Stützmauer' ist im Auszug des British Standards (und vielleicht auch im vollständigen Standard) gar nicht enthalten. Zusammengenommen ist Foundation Engineering jedoch ein guter zusammenfassender und, was den in Deutschland gelehrten Grundbau betrifft, einführender Kurs.

IT in Engineering (Bauinformatik):
Dieses Fach ist eigentlich nur zu empfehlen - ohne Streß und Klausur am Ende kann man da leicht 'Credits' sammeln. Im Wesentlichen werden 'Knowledge Bases', 'OOP - object oriented programming' und 'Neural Networks' behandelt mit besonderem Schwerpunkt auf 'Knowledge Bases'.
Eine größere Kursarbeit muß zu diesem Thema angefertigt werden, welche jedoch ziemlich zeitraubend ist (und frustrierend, da der verwendete Knowledge Base Interpreter ganz schön haarig ist). Viel Wert wird auf die Präsentation gelegt - in welch gloriosem Licht man seine Arbeit darstellen kann ist wichtiger, als die Anwendbarkeit derselben.
Gleiches gilt auch für das zweite Thema - objekt orientierte Programmierung soll anhand von Prolog++ gelernt werden. Prolog ist als logische Programmiersprache zwar denkbar ungeeignet und ohne vorheriges Wissen um OOP steht man da ganz schön im Wald. Außerdem ist der Prolog-Interpreter, der für den Kurs zur Verfügung steht alles andere als Benutzer freundlich - und wer schon einmal versucht hat ein komplexes Programm aufgrund von undurchsichtigen Fehlermeldungen (ohne jegliche Angabe der Stelle im Programm, an der der Fehler aufgetreten ist) zu debuggen, wird wissen, daß dieses alles andere als Spaß ist. Wer also programmieren generell nicht mag, sollte die Finger davon lassen (oder sich bei Zeiten an einen entsprechend interessierten Kommilitonen ranwerfen).
Das letzte Thema ist eigentlich eher Spaß (ohne bewertete Kursarbeit) und zeigt einem die interessanten Möglichkeiten von Neuralen Netzwerken (zur Kurzinfo, diese Netzwerke werden zur Sprach- und Schrifterkennung eingesetzt). Alles in allem ein interessanter Kurs der einem einen guten Einblick in verschiedene Anwendungsgebiete der Informatik gibt - auch wenn man während des Kurses die zur Verfügung gestellten Mittel (den Knowlege Base Interpreter 'Diagnose' oder den Prolog++ Interpreter) verflucht.

Concrete Technology (Betontechnologie / Baustofflehre):
Diesen Kurs hab ich nur mal 2 Wochen lang gehört, bevor ich dann zu Baubetriebswesen gewechselt habe. Soweit ich das aber mitbekommen habe, wurden die chemischen Grundlagen und Zusammensetzungen verschiedener Betontypen behandelt - analog wie in Baustofflehre. Wer also Baustofflehre bereits absolviert hat, wird es ziemlich leicht haben.

Languages (Sprachen):
Sprachkurse zählen hier genauso wie Fächer des Bauingenieurwesens. So kann man sich also mit einer strategisch guten Wahl eines Sprachkurses (sprich einfach Level) den Durchschnitt erheblich aufwerten. Mir ist das allerdings erst am Ende meines Kurses bewußt geworden - ich hatte Französisch, Stufe 3 gewählt. Dummerweise hatte ich mich trotz eher magerer Vorkenntnisse vom Französisch Lehrer bequatschen lassen und hab mich in den 'fortgeschrittenen' Kurs eingetragen. Als Resultat hab ich in den ersten paar Wochen des Semesters fast jeden Nachmittag ein paar Stunden im Sprachlabor mit Kassetten hören zugebracht, nur um überhaupt dem Unterricht folgen zu können. Maël, mein französischer Mitbewohner verhinderte jedoch das Schlimmste, indem er meine Kursarbeiten korrigierte. Naja, andere Studenten waren cleverer und haben gleich einmal ein niedrigeres Level gewählt und hatten dann auch wesentlich weniger Streß... aber, das kann ja jeder selbst entscheiden.

Bridge Engineering (Brückenbau):
Bridge Engineering ist wieder ein Fach, welches Teile von verschiedenen Fächern wie sie in Deutschland gelehrt werden enthält. Ungleichmäßige Temperaturverformung in Brückenquerschnitten war ein Thema, Einflußlinien ein anderes. Letztere wurden jedoch nur sehr kurz behandelt - kinematische Methoden zur Ermittlung der Einflußfunktionen kamen gar nicht erst dran. Wenn man Statik 1 und 2 in Dresden bereits abgeschlossen hat, wird man hier über dieses Thema lächeln können (es ist definitiv ein Punktesammelthema in der Klausur).
Weiterhin wurden verschiedene Brückentypen besprochen und Gastvorträge wurden von Bauingenieuren gehalten, die an größeren Projekten mitgearbeitet haben (Tsing Ma - Bridge and Severn Crossing cable-stayed Bridge). Außerdem war ein Ausflug zu einer Brückenbaustelle Teil des Kurses (eine Bogenbrücke mit knapp 50m Spannweite wurde im Ganzen zur entgültigen Position über die Autobahn M1 geschoben).
Andere Themen des Kurses waren Ermüdung und Raster/Gitter Berechnungen von Brückendecken. Zu verschiedenen Themen mußten Kursarbeiten angefertigt werden. Achtung: Auf die Form achten - Erscheinungsbild ist mindestens genauso wichtig wie Inhalt. Jedenfalls ist es möglich trotz Rechnungsungenauigkeiten und risikoreichen Annahmen immer noch 100% zu bekommen, wenn das Layout und die Textmenge stimmt (andererseits bekommt man bei komplett richtiger Lösung aber eher ungünstiger Darstellung gravierende Abzüge).
Und wieder ein Fach, welches sich durchaus lohnt zu hören - zumal das Thema Brücken im Allgemeinen ja recht interessant ist.

Steel Structures (Stahlbau):
Da es in meinem individuellen Projekt auch um Stahlbau ging, war dieses Fach eine gute Ergänzung. Inhaltlich wurden Grundprinzipien des Stahlbaus geboten, allerdings beschränkt auf Hohlprofile. Da diese in Deutschland eher etwas kürzer wegkommen, ist das Fach eine gute Ergänzung zum Stahlbau des 5. und 6. Semesters in Dresden. Abgesehen von 'yield-line-analysis' und allgemeiner Bemessung von Hohlprofilen (und Verbindungen/Knoten derselben) wurden auch noch plastische Momente angesprochen. Das Thema wurde zwar bei weitem nicht so erschöpfend wie in Statik 3 besprochen, aber die Grundlagen wurden noch einmal gut zusammen gefaßt. Wenn man die Verfahren hier in England zum ersten Mal hört, dann wird es einem wahrscheinlich alles etwas verwirrend erscheinen, da man viel weniger Stunden zum effektiven Üben zur Verfügung hat (und Belege muß man auch keine machen). Da kinematische Methoden nicht erläutert werden, hat man in der Klausur jedoch definitv einen Vorteil gegenüber den Engländern (sofern man Statik 3 selbst schon gehört hat).
Das mit 40% gewertete Stahl-Design-Projekt ist ein Entwurfs- und Bemessungsbeleg, der sogar einige architektonische Elemente beinhaltet (was heißt beinhaltet - die gesamte Architektur muß man bis zu einem bestimmten Grad selbst entwerfen). So kann man über die Form des Gebäudes, funktionale Gliederung, statisches System etc. entscheiden, bevor man schließlich an die Bemessung der einzelnen Elemente geht.
Zusammengenommen ist Stahlbau recht empfehlenswert, da zum großen Teil Dinge geboten und gefordert werden, die so direkt nicht in Dresden gelehrt werden. Die Chance, sich Stahlbau anerkennen zu lassen, ist zwar gering, dafür lernt man aber Stahlbau von einem anderen Gesichtspunkt aus.

Earthworks Engineering (Grundbau/Erdbautechnologie):
Diese Fach läßt sich schwer mit irgendeinem in Deutschland angebotenen Fach vergleichen. Es wurden z.B. Themen behandelt, die in Bodenmechanik überhaupt nicht erwähnt wurden (Reinforced Earth), dafür wurden aber auch Themen wie die Anwendung eines Stereonetzes rangenommen, die definitiv schon im ersten Semester in Bodenmechanik enthalten sind. Teil des Kurses ist auch einen Aufsatz über ein gewähltes Thema des Grundbaus zu schreiben - ich hab Sprengstoffanwendung beim Tunnelbau genommen. Wichtig ist eigentlich wie immer, das die Form und das Layout stimmt (man sollte das schon wie eine kleine Dissertation betrachten, also Achtung bei Gliederung und Strukturierung dieser Kursarbeiten). Außerdem wird das Englisch mitbewertet (Kleiner Tip, damit das Schreiben derartiger Kursarbeiten schneller geht: es gibt da ganz gute Online-Wörterbücher wie z.B. LEO - http://dict.leo.org ).
Die Klausur in Earthworks Engineering war auch nicht gerade schwierig - mit 4-5 Stunden Vorbereitung kommt man da locker durch. Fazit - ein Fach was sich lohnt, wenn man nach einfachen Credits sucht.

Exchange Student Project (Individuelle Austauschstudenten Projekt):
Im großen und ganzen kann man das mit dem im 9. Semester fälligem großen Beleg vergleichen. Deshalb hat man - wenn man das vorher anmeldet - bei diesem 'Module' eigentlich noch die besten Chancen, dieses anerkannt zu bekommen.
Je nach den anderen gewählten Kursen kann man eine bestimme Anzahl von Modules wählen, die man für das Projekt verwenden möchte. Als kleine Richtlinie - ein Viva (Interview zur Halbzeit) und die Länge des Reports hängen von der Anzahl der Credits ab:

Wörter: 6000 + (total_credits - 10) * 2000
Wer sich aber das Jahr über ein wenig mit englischen Fachtexten auseinandersetzt dürfte eigentlich keine Probleme mit dem Report selbst haben (meistens ist es sowieso nicht das Problem, die Wortzahl zu erreichen, sonder sie nicht allzusehr zu überschreiten). Ansonsten ist es noch ganz wichtig, sich ein Projekt mit klarer Richtlinie und Zielsetzung zu wählen. Mein Projekt war eher als freies 'Research-Projekt' angelegt und ich konnte weitestgehend entscheiden, welchen Aspekt ich untersuche. Das mag zwar leichter erscheinen, ist es aber nicht. Da man sich ja auch so nie sicher sein kann, daß es ausreichend und richtig ist, was man da erforscht. Was das Schreiben des Reports betrifft, bieten sich die hiesigen 'Easter Vacation' an. 4 Wochen Ferien - genug Zeit zum Arbeiten, verreisen ist eh zu teuer.
In jedem Fall kann ich ein derartiges 'Individual Project' jedem nur empfehlen, nicht nur, weil man damit das neunte Semester fast sparen kann.


Nottingham und die Gegend ringsum

Das Castle von Nottinham

Vom Castle ist leider nicht mehr viel übrig, dennoch ist es auf dem einzigen Sandsteinberg weit und breit immer noch recht imposant. Eine Führung (£3.50) gibt's auch und wurde von meinem Mitbewohner Maël auch sehr empfohlen. Ich selbst hab mich mit Anschauen begnügt - Resultat: Sehenswürdigkeit, die einen zwar nicht vom Hocker reißt, aber doch 'muß man gesehen' Status genießt (umso erstaunlicher ist es, daß man tatsächlich englische Studenten trifft, die nach 3 Jahren Studium in Nottingham noch nicht einmal das Castle von innen gesehen haben...).


Attenborough Nature Reserve

Nur ein Stück südwestlich von Beeston ist das örtliche Naturschutzgebiet. Am besten mal mit dem Fahrrad hin- und durchfahren - insbesondere morgens, wenn der Nebel gerade noch über den Seen liegt, ist es am schönsten dort. Wenn man mal Glück hat und nicht vom ständig aus Südwesten wehenden Wind nach Hause getrieben wird, kann man am Trent eine ziemliche Strecke entlangfahren.
Im Naturschutzgebiet selber gibt es unzählige Wege - ideal zum Joggen/Laufen.


George Green - Windmill

Auf der anderen Seite der Stadt steht eine noch funktionstüchtige Windmühle. Für alle an derartiger Technik Interessierten lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall - wieder erwarten kostenlos und mit Zugang zu allen Ebenen (auch während sich das Teil dreht). Nebenan ist noch ein Physik/Probier/Labor (nicht nur für Kinder), wo man mal ganz gut seine Kentnisse von physikalischen Grundlagen testen kann. Also, falls man mal nicht weiß wohin in Nottingham - einfach mal rüberlaufen (vom Stadtzentrum aus).

Wallaton Park und Schloß

Wollaton Schloß Direkt nördlich vom Unigelände liegt der Wollaton Park. Das Schloß in der Mitte hat einmal in der Woche kostenlos geöffnet (glaube Mittwoch, bin mir aber nicht ganz sicher). Abgesehen davon, daß man sich ein typisch englisches Schloß ansehen kann, ist drin auch noch das Naturkundemuseum untergebracht. Ne gute Gelegenheit, sein englisches Tier-Vokabular aufzubessern (oder was war gleich Corvus Corax auf englisch?).

Der Wollaton Park ist zum Teil ein Golfplatz - wen der quasi Volkssport der Engländer interessiert, kommt da voll auf seine Kosten.

Wollaton Schloß
Für Tierbeobachter sind die freilaufenden Hirsche (engl.: Deer) da.
Fazit: Abgesehen vom Wochenende und Feiertagen ist der Park der ideale Ort um sich zu erholen (natürlich nur, wenn man ein Fahrrad hat - sonst dauert es 'ne Weile, bis man zum Eingang gelaufen ist).

Newstead Abbey - House of Lord Byron

Ein Stück nördlich von Nottingham, kurz vor Mansfield liegt das Anwesen des Schriftstellers Lord Byron (der nebenbei auch noch für Griechenlands Unabhängigkeit von den Türken gekämpft hat). Jedenfalls sind die Gärten auf dem Anwesen einfach herrlich - man sollte sich aber die Zeit dafür nehmen, und nicht wie alle Touristen einfach nur durch die Gänge hecheln.
Die ehemalige Abtei kann man sich auch ansehen, für Studenten ist's sogar recht preiswert - gerade mal ein Pfund (das ist für englische Verhältnisse - was Eintrittspreise betrifft - echt ein Schnäppchen).

Sherwood Forest Visitors Centre

Die Legende vom Sherwood Forest und dem Geächteten Robin Hood führt einen ja unmittelbar bis in den Wald - jedenfalls wurde im angeblichen 'Sherwood Forest' eine nette Touristenattraktion aufgebaut und man kann sich die wirklich riesige 'Major Oak' ansehen. Viel mehr allerdings auch nicht, denn abgesehen von den überall rumstehenden halbtoten Eichen (die zugegebenermaßen alle recht dick sind) und Unmengen von Touristen gibt es im Sherwood Forest nicht viel zu sehen. Aber wer in Nottingham war, sollte wenigstens ein Mal dort gewesen sein.

Lincoln

Die Stadt genießt den Ruf, so schön wie York nur etwas kleiner zu sein. Leider kann ich das weder bestätigen oder verneinen - Linceln habe ich bis jetzt nicht geschafft, mir anzusehen. Laut meinen Mitbewohnern ist es aber in jedem Fall einen Ausflug wert (allerdings braucht man ein Auto - es fahren keine Busse hin und die erste Bahn fährt nachmittag um 1 von Nottingham nach Lincoln).


Pubs, Nightclubs und Dress-code

Pups in Nottingham

Ye olde Trip to Jerusalem Inn Es gibt einige Pubs in Nottingham, die man als Student unbedingt mal gesehen und wenn möglich auch mal einen Abend drin verbracht haben sollte. Dazu gehört natürlich 'Ye olde Trip to Jerusalem', welches am Fuße des Castle-Berges steht und bekanntlich die älteste Kneipe Englands ist.
(In der Mitte im Vordergrund ist noch mein eigens in England gekauftes Fahrrad abgelichtet... so schön war es mal, bevor sie es mir direkt vor der Uni auseinandergebaut haben *schnief* ... also aufpassen und falls man abends an der Uni arbeitet, das Fahrrad besser mit rein nehmen!!!)
Ye olde Trip to Jerusalem Inn

Ein Pub mit ganz besonderem Stil liegt nur ein Stück vom nördlichen Ausgang des Broadmarsh-Shopping-Centers entfernt und nennt sich 'The Pitcher & Piano Bar'. Ich will nicht viel Worte drum verlieren - hingehen, staunen und die Atmosphäre genießen.

The Beeston High Street (abends um 7) Für die in Beeston wohnenden Studenten gibt es direkt vor Ort nur ein paar Pubs, die allerdings alle nicht allzu originell sind. 'The Greyhound' liegt auf der Beeston High Street und ist noch mit das Beste im 'Dorfzentrum' von Beeston.
The Beeston High Street (abends um 7)

Ein Stück stadteinwärts liegt 'The Rose & Crown' Pub und gehört durchaus zur gehobenen Klasse der Pubs, genauso wie das Ropewalk oder zahlreiche andere Pubs, die es in Lenton und um Stadtzentrum selbst gibt.

Auf dem Campus selbst gibt es auch jede Menge Studentenclubs, der größte (und zentralste) ist die 'Buttery Bar' im Portland Building. Mittwochs ist die zumeist der Treffpunkt für die ISIS-Besucher (siehe Nightclub Beschreibung) und außerdem gibt's dort Karaoke (lustig, besonders je später der Abend und je besoffener die Studenten). Zum Thema Trinkgewohnheiten der Studenten (und Engländer im Allgemeinen) gibt es nicht viel zu sagen: Viel und innerhalb kürzester Zeit... (wer will es ihnen verdenken, wenn die Pubs doch schon um 11 Uhr schließen). 'Main Road' (Eingang zur 'Buttery Bar' ist 10m weiter links)
'Main Road' (Eingang zur 'Buttery Bar' ist 10m weiter links)

Nightclubs und Diskos

Für Studenten sind Disko- oder Nightclub-Besuche generell nur in der Woche interessant - höchstens Freitags, wenn in manchen Clubs Studentenparty ist, kann man sich den Eintrittspreis noch leisten. Im Allgemeinen kann man davon ausgehen, daß man am Freitag und Sonnabend so zwischen 7-9 Pfund Eintritt und 1 Pfund Garderobe (pro Kleidungsstück - die kassieren hier gnadenlos für jeden Pullover extra ab) hinlegen muß. Fazit - Disko ist am Wochenende tabu.

Bevor ich hier zu den Diskobeschreibungen kommen, noch eine kleine Warnung vorneweg. Pubs haben Freitags Diskolautstärke - Diskos sind im selben Verhältnis lauter. Wem also sein Trommelfell lieb ist, versorge sich vorm Betreten einer englischen Disko mit diversen Schutzmitteln...

Für Freunde der Mainstream und Pop-Disko-Tempel kann man uneingeschränkt den Nightclub 'ISIS' empfehlen. Mittwochs ist der typische Studententag und netterweise verkehren kostenlose Shuttlebusse vom Campus bis zum etwas abseits liegenden Gelände (liegt inmitten eines Vergnügungsparks). Eintrittspreise lassen sich auch sehen - 3 Pfund normal, wenn man die Karte im Vorverkauf löhnt, nur 2 Pfund. ISIS ist auch so ziemlich der Standardtreffpunkt für die meisten Erasmus-Studenten (wurde mir zumindest berichtet - ich war nur recht selten im ISIS).

Gleiche Musik läuft Freitags in der 'Zone' im Stadtzentrum. Für Studenten ist bis 11 Uhr der Eintritt frei und auch die Preise sind im Rahmen. Allerdings ist die Tanzfläche ab halb 12 total überfüllt und dank der direkt daneben aufgestapelten Boxen ist das Vergnügen sehr fragwürdig. Wir haben uns meisten im hinteren, leicht abgehobenen 'Sofa-Part' niedergelassen...

Etwas mehr Techno- und Houselastig ist das 'Media'. War selber noch nicht dort, hab aber einschlägige Berichte von anderen Erasmus-Studenten bekommen. Gelegentlich berichtet auch die Polizei darüber - wenn sich mal wieder ein paar betrunkene Media-Gäste 'totgeraced' haben.

Eine klare Negativkritik bekommt 'The Bomb'. Erstens schweineteuer und dann auch noch sehr sehr eintönig. Die Einrichtung liegt zwischen einfalts- und niveaulos und das Sound- und Tanzflächenangebot ist grausam. Man hat die Wahl zwischen kontinuierlichem monotonen Jungle (wirklich, über 2 Stunden lang war kein Wechsel im Sound festzustellen... entsprechend konnten sich auch bloß 3 Leute zum Tanzen begeistern) und grausam übersteuertem Techno (man stelle sich vor, man hat eine 1000 Watt anlage, aber nur 3 popelige 500 Watt Lautsprecher, was die DJs aber nicht hindert, voll aufzudrehen....).

Dienstag Abend ist im 'Ocean' Studentenparty und ist im wesentlichen das Gleiche wie im ISIS. Das Publikum ist etwas anders und die Einrichtung ist ein wenig besser - naja, halt Geschmackssache. Problem ist halt nur - wer aufgrund des pausenlosen Chartgedudels im Trent-FM Radiosender die aktuellsten Hits nicht mehr hören kann, hat Pech gehabt. Denn genau das gibt's im Ocean.

Ein Club ganz anderer Art ist das 'Rock City'. Abgesehen von den üblichen Diskos spielen dort auch ab und zu Bands (siehe Rock-City-Webseite). An 'normalen' Tagen gibt es jeweils verschiedene Themen für die Disko - Montags: 70er & 80er, Dienstags: Brit-Pop, Mittwoch: Cross over... je nachdem wie gerade das Programm ist. Alle paar Wochen gibt's auch mal 'Sanctuary', was ähnlich der Darkwave Diskos im Dresden Bunker oder StarClub ist (und was das Outfit der 'Gothics' betrifft, ist allein das schon ein Grund mal hinzugehen... aber keine weißen Sachen anziehen :-)


Fachvokabular

Kurze Zusammenstellung von ein paar Vokabeln, die mir gerade so spontan einfallen...
DeutschEnglisch
Stahlbau
Profilprofile
Stoß / Verbindung(structural) joint / connection
Schweissnahtweld / weld pattern
Bolzenstoßbolted connection
Bolzen / Schraubebolt
Unterlegscheibewasher
Mutternut
Laschesleeve
Querschnittsection / cross-section
Querschnittseigenschaftensection properties
Dickethickness
heiß/kalt gewalzthot/cold rolled
Hohlprofil(structural) hollow section
Flächearea
statisches Momentfirst moment of area
Trägheitsmomentsecond moment of area
Wiederstandsmomentmoment of intertia
Spannungstress
Zug- tension
Druck- compression
Stahlbetonbau / Spannbetonbau
Bemessungdesign
Betonconcrete
Betonklasseconcrete class
Betondeckungcover
Durchmesser (Stahl-)diameter
statische Höheeffective heigth
Statik / Analysis
Gleichgewichtequilibrium
Berechnunganalysis
'die Statik'structural analysis
Deformationsmethodestiffness matrices method
Knotennode
Elementelement / member (in structural analysis)
Verschiebungdisplacement
Kraftforce
Momentmoment
Biegemomentbending moment
Querkraftshear force
Normalkraftaxial force
Torsiontorsion
Auflagersupport
verschiebliches Auflagerroller
Gelenkhinge
Brückenbau
Brückebridge
Hängebrückesuspension bridge
Bogenbrückearch bridge
Fachwerkbrücketruss/girder bridge
Bodenmechanik und Grundbau
Auflastsurcharge
Informatik / Software / Hardware
InformatikIT (Information Technologie)
Quelltextsource code


Fotogalerie

Tja, ich glaub dazu komm ich nicht mehr... da müssen die bereits enthaltenen Fotos wohl ausreichen, sorry!